Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben by Hanna Dietz

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben by Hanna Dietz

Autor:Hanna Dietz [Dietz, Hanna]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783401068299
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2012-12-31T23:00:00+00:00


22

Die Suche nach John gestaltete sich dann doch schwieriger als gedacht. Zunächst erzählte ich Nora am nächsten Tag, was in dem Tagebuch stand, dann fragte ich: »Hast du eine Ahnung, wo ich diesen John finden könnte?«

»Nee«, sagte sie. »Aber wozu auch?«

»Ich will ihn halt gerne einmal treffen.«

»Aber das ist doch völlig egal«, sagte sie mit erstaunlicher Vehemenz. »Jetzt weißt du, dass sie sich selbst umgebracht hat. Punkt. Mehr wolltest du doch gar nicht wissen.« Sie schien richtig aufgebracht.

»Das stimmt.« Trotzdem. So bin ich halt. Wie so ein verdammter Bluthund, der eine Fährte nicht aufgibt, nur weil er die Beute aus der Entfernung sehen kann. Da konnte ich nicht aus meiner Haut. Leider. Ich ging mir nämlich damit selbst auf die Nerven.

Da Milena erst gestern so freundlich zu mir gewesen war und mich sogar bei Facebook als Freundin geaddet hatte, war es kein Problem, ihr jetzt ebenso freundlich zu begegnen. Ich hatte nicht vor, sie mit meinem Wissen über ihren Freund-Diebstahl zu konfrontieren, sonst würde sie mir unter Garantie nicht erzählen, wo ich John finden könnte. »Du glaubst nicht, wen ich gestern getroffen habe«, fing ich an und tat so, als hätte ich eine super Story auf Lager. »Jemanden, der dich auch sehr gut kennt.«

»Ach ja? Wer?«

»John!« Ich beobachtete aufmerksam ihre Reaktion. Aber auf ihrem Prinzessinnengesicht tat sich gar nichts. Nicht das leiseste Kräuseln der Oberfläche, keine Stirn, die gerunzelt wurde, keine Augenbraue, die zuckte, kein Mundwinkel, der sich verzog.

»Und wer ist das?«, fragte sie. »Kenne ich nicht.«

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. »Äh, dieser gut aussehende Typ«, sagte ich.

»Du meinst aber nicht den aufdringlichen Kerl von Kims Feier? Dieser aufgeblasene blonde Typ?«

»Nee«, sagte ich. »Das war doch Tom.«

»Ach ja«, sagte sie. »Stimmt ja.«

Mmmh. Entweder hatte sie ein katastrophal schlechtes Namensgedächtnis oder sie log wie ein Profi. Würde mich auch nicht wundern. Hatte sie gestern auch schon mal gemacht.

»Komisch, er schien dich wirklich zu kennen«, beharrte ich, weil mir sonst nichts Besseres einfiel.

»Ach, das kommt vor«, sagte sie. »Gibt immer mal irgendwelche Verehrer, von denen ich nichts weiß.« Komischerweise kam es mir so vor, als ob sie die Wahrheit sagte.

»Wie heißt denn dein Freund?«, fragte ich.

»Sagen wir mal so«, sagte Milena seufzend. »Ich habe offiziell keinen Freund, weil meine Eltern mich kreuzigen würden, wenn ich vor der Ehe… du weißt schon. Nimm es mir nicht übel, aber deswegen halte ich das total geheim.«

»Na klar.«

Sie ging zu ihrer Clique zurück. Mir fiel der Dialog von Milena und Jennifer wieder ein, von damals, als ich in Chemie unter dem Tisch gesessen hatte. »Die Ex von meinem Freund hat sich von ihrem Typen getrennt. Und jetzt habe ich Sorge, dass er zu ihr zurückwill«, hatte sie gesagt. Das würde ja aber bedeuten, dass Laura einen anderen Freund gehabt hatte. Einen Nachfolger von John. Aber das war auch merkwürdig, weil sie ja drei Wochen vor ihrem Tod geschrieben hat, dass sie ohne John nicht leben kann. Hä? Irgendwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. Es passte alles nicht zusammen! Mir schwirrte der Kopf. Und



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